Unsterblich zu werden ist vielleicht nicht das höchste Ziel eines katholischen Pfarrers. Doch Albert Deitering hat es fast geschafft. Und zwar mit seiner Leidenschaft für besondere Bäume. Rund 150 Jahre nach dem Tod des Geistlichen pilgern Garteninteressierte immer noch ins südliche Emsland, um sich die Baumriesen anzuschauen, die Deitering zu verdanken sind.
Rettung um kurz vor Zwölf
1879 in Lohne geboren übernahm Albert Deitering 1832 die Pfarrei St. Andreas in Emsbüren. Der belesene Geistliche folgte der damaligen Mode gut betuchter Pflanzenliebhaber: Er sammelte in seinem Pfarrgarten exotische Bäume und Sträucher. „Der Gelbe Trompetenbaum zählt zu den ältesten Gehölzen im Pfarrgarten. Seine Äste brauchen zwar Stützen. Aber der Baum ist aber mit seinen fast 150 Jahren immer noch attraktiv“, sagt Gartenführerin Ursula Feldmann. Regelmäßig begleitet sie angemeldete Gruppen durch die Anlage. Oft sind Baumkundler darunter.
Dabei wäre der Pfarrgarten beinahe vor die Hunde gegangen. „Vor 25 Jahren war hier alles verwildert“, blickt Ursula Feldmann zurück. Doch einige erfahrene Gärtner aus der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft stöberten die Anlage anhand historischer Berichte auf. Sie arbeiteten sich durch den Wildwuchs, studierten alte Gartenpläne und legten die wertvollen Gehölze, die Deitering und einer seiner Nachfolger beschafft hatten, behutsam frei.
Tatkräftige Ehrenamtliche
„Dann begannen wir auch damit, Gehölze nachzupflanzen und warben im Ort ehrenamtliche Helfer für die Gartenpflege an“, blickt die Gartenführerin zurück. Heute können Besucher auf dem 1,5 ha großen Areal rund 200 verschiedene Bäume und Sträucher finden. Noch immer befindet sich die unter gärtnerischem Denkmalschutz stehende Anlage im Besitz der Kirchengemeinde. Hermann-Josef Niehoff vom Kirchenvorstand sorgt mit etlichen Helfern dafür, dass die Ahornsämlinge nicht überhand nehmen, dass frische gepflanzte Bäume vor Verbiss geschützt werden und die botanischen Namensschilder gut lesbar bleiben. Von Alter, Sturm und Krankheiten umgerissene Bäume werden allenfalls von den Wegen gerückt, bleiben aber als wertvolles Totholz im Garten liegen. Das vermittelt Besuchern einen Eindruck vom Werden und Vergehen der Baumsammlung.
Zu bewundern sind Laub- und Nadelbäume aus aller Herren Länder, darunter etliche Arten des Mammutbaumes, Chinesische Ginkgos, aber auch Raritäten wie die Schlangenfichte und der Franklinbaum.
Offene Pforte
Da zu dem Pfarrgarten bis heute das Wohnhaus des jeweiligen Pfarres gehört, ist das Gelände nur für angemeldete Gruppen ab zehn Personen und an speziellen Tagen zugänglich. Pfarrer Stephan Schwegmann öffnet den Pfarrgarten am Sonntag, 12. Mai, von 13 bis 18 Uhr für alle Besucher. Bis 17 Uhr finden stündlich Führungen statt. Am Pfingstsonntag, 19. Mai, steht der Pfarrgarten von 11.30 Uhr bis 17 Uhr offen. Es gibt aber keine Führungen. Mithilfe eines vor Ort erhältlichen Faltblattes können Gäste das Areal auch selbst durchstreifen. Anmeldungen für Führungen nimmt der Verkehrsverein Emsbüren entgegen.
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