Der neue Eingangsbereich des Freilichtmuseums in Detmold nimmt immer mehr Gestalt an. Die Wände aus Beton und Lehm stehen. Nun ist das Dach an der Reihe. Erste Holzträger liegen bereits. Auf einer Fläche von 3100 m² sollen auf Dauer drei neue Gebäude Gäste in Empfang nehmen. Sie bieten ganzjährig Platz für Sonderausstellungen, Vorträge und eine neue Cafeteria. „Es ist gerade Halbzeit. Für das zweite Quartal 2025 ist die Schlüsselübergabe geplant. Dann kann das Museumsteam die Gebäude übernehmen und mit der Innenausstattung beginnen“, sagt Museumsleiterin Dr. Marie Luisa Allemeyer. Anfang 2026 wird es dann die Türen öffnen.
LWL geht Anstieg mit
Soweit der Zeitplan. Was im Laufe des Baus stieg, waren die Kosten. Aus anfangs geplanten 38,5 Mio. € sind aktuell 58 Mio. € geworden. Laut Allemeyer hängt die Kostensteigerung vor allem mit dem Ukraine-Krieg und der damit verbundenen Erhöhung der Rohstoff- und Energiepreise zusammen. Zum Beispiel Stahl hätte sich ungemein verteuert. „Auf die geplante jährliche Kostensteigerung wären ungeplant noch mal 12 % pro Jahr an Mehrkosten angefallen“, sagt Allemeyer.
Doch der LWL als Bauherr hält an dem innovativen Bauprojekt trotz der Kostenexplosion fest. Ein Zurück zu einer konventionellen Bauweise oder sogar ein Baustopp sind keine Option. „In dem Gebäude werden die aktuell besten Technologien für nachhaltiges Bauen umgesetzt. Er ist Vorbild für klimaschonendes Bauen im Bereich öffentlicher Gebäude aber auch im Wohnungsbau“, sagt Allemeyer und schiebt nach: „Wenn nicht wir als LWL, wer soll dann Wegbereiter sein?“
Ökobeton und Stampflehm
Doch was macht den Gebäudekomplex, der in den Hang hineingebaut wird, so nachhaltig? Es sind unter anderem der Beton und die Stampflehmwände. Die Bodenplatte besteht aus recyceltem Beton, die Außenwände aus Ökobeton. Das heißt, bei der Produktion des Zements entwichen 40 % weniger CO2 als bei herkömmlichem Zement. „Für diese Rezeptur müssen die Zementwerke ihre Produktionslinie extra umrüsten. Das macht es teuer“, verrät Allemeyer.
Die Innenwände bestehen aus Stampflehm. Schrittweise wurden die Schichten aufgetragen. Noch sind die 8 m hohen und 60 cm breiten Wände mit großen Planen verdeckt, um sie vor Regen zu schützen. Die Brandschutzprüfung haben sie bereits bestanden. Die Wände hat eine Spezialfirma aus Österreich mit Material und Mitarbeitern aus der Region gebaut. Die Lehmwände sorgen später für das passende Mikroklima in der Ausstellungshalle. „Dadurch haben wir endlich die Möglichkeit, große Sonderausstellungen aus unserer umfangreichen Sammlung anzubieten. Ein Ort, der bisher im Museum fehlte“, freut sich die Leiterin schon jetzt. Zurzeit schlummern die 300 000 Sammlungsstücke, darunter historische Gemälde, Textilien und Möbel, im Depot.
Doch zurück zum Bau: Die Holzträger auf dem Dach werden nicht verleimt, sondern verzapft. Auf ihnen ruhen bald PV-Module. Laut Allemeyer sorgen sie später mit Geothermie dafür, dass die Gebäude mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen. Passend zum Neubau soll die erste Sonderausstellung im Jahr 2026 das nachhaltige Bauen thematisieren.
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