„Mein Mann ist vor drei Jahren gestorben. Seitdem ist es ohnehin schon still im Haus geworden. Corona hat es nicht leichter für mich gemacht. Das erste Jahr habe ich noch ganz gut überstanden. Aber dieser Winter war wirklich hart. Zum Glück wohne ich ganz in der Nähe des Hofes, auf dem nun meine beiden Söhne und ihre Familien leben. Trotzdem kam es vor, dass ich eine Woche lang niemanden gesehen habe.
Veranstaltungen haben kaum stattgefunden. Und wenn ich engen Kontakt mit meinen Enkelkindern hatte, die zur Schule gehen, habe ich Treffen mit Freunden abgesagt. Schließlich wollte ich nicht diejenige sein, die alle anderen ansteckt. Zwischenzeitlich war ich selbst an Corona erkrankt und musste in Quarantäne.
Wenn man viel Zeit allein verbringt, wird man komisch. Obwohl ich ein fröhlicher und geselliger Mensch bin, merke ich, wie ich sprachfaul werde. Es kostet mich manchmal viel Kraft, zum Telefonhörer zu greifen. Was soll ich schon erzählen, wenn ohnehin nichts passiert? In solchen Situationen muss man sich immer wieder disziplinieren und sich selbst einen Schubs geben. Sonst kommt man aus dem Tief nicht heraus. Und das kann niemand anderes für einen übernehmen.
Auch wenn die Treffen seltener geworden sind: Der Kontakt zu engen Freunden, den mein Mann und ich über Jahre gepflegt haben, wird halten. Da bin ich mir sicher. Es gibt einfach Freunde, da kommt man nach Monaten wieder einmal hin und fühlt sich direkt zu Hause. Daran wird auch Corona nichts ändern. Für September planen wir, endlich wieder einmal zusammen wegzufahren. Früher haben wir das einmal im Jahr gemacht. Und wer weiß, wie lange wir alle noch fit genug dafür sein werden. Was ich vermisse, sind die Umarmungen, mit denen wir uns früher all die Jahre begrüßt haben. Die sind verloren gegangen. Und auch meine Enkelkinder und ich halten seit Beginn der Pandemie mehr Abstand voneinander. Als ich die Corona-Infektion überstanden hatte, war es mir dann auch egal: Dann habe ich die beiden endlich mal wieder richtig in den Arm genommen.“
Lesen Sie mehr: