Aktuelle Krankheitssituation im Getreide: Letzte Weizenbestände haben das Wachstumsstadium BBCH 32 erreicht. Hier sollten die Applikationen zum frühen Stadium abgeschlossen sein. Für diese sehr späten Bestände gelten die Empfehlungen der vergangenen Wochen. Denn durch das wechselhafte Wetter im April besteht auch in diesen Beständen größtenteils ein vielseitiges Infektionsereignis.
Viele Krankheiten im Weizen
In vielen Beständen ist nach wie vor Mehltau zu beobachten. Zudem kann sich der Gelbrostbefall bei den gemeldeten kühleren Temperaturen noch einmal wieder ausbreiten. Der Braunrost bleibt zu beobachten, da er zügig ins epidemische Wachstum übergehen kann. Die örtlichen sehr starken Niederschläge am Donnerstag und Freitag vergangener Woche – überwiegend im Süden von NRW – können neuen Septoria tritici-Infektionen regional einen Schub gegeben haben.
Für die weiter fortgeschrittenen Bestände, die demnächst anfangen, das Fahnenblatt zu schieben, schon dabei sind oder dieses bereits geschoben haben, gilt es, die Fahnenblattbehandlung zu planen. Hierzu sind die ausführlichen Informationen im Artikel „Weizen gesund halten“ ab Seite 24 in der aktuellen Wochenblatt-Ausgabe 19/2024 zu beachten.
Abschlussbehandlung für die Gerste
Die Gerste schreitet im Wachstum zügig voran. In frühen Saaten und in wärmeren Regionen sind bereits (Stand Montag) Grannenspitzen oder sogar schon die vollständige Ähre zu sehen. Hier sollte die Abschlussbehandlung abgeschlossen sein.
Für die etwas späteren Bestände, in denen jetzt erst die Abschlussbehandlung ansteht, gelten nach wie vor die Empfehlungen für eine breite Absicherung (Netzflecken, Rhynchosporium, Zwergrost und Ramularia):
Für eine breite Absicherung empfiehlt sich der Einsatz von 1 bis 1,2 l/ha Ascra Xpro, 1,5 l/ha Revytrex + 0,5 l/ha Comet, 1,25 l/ha Balaya oder der Avastel Pack mit 1,2 l/ha + 0,5 l/ha. Für den Schutz vor Ramularia sollten Anwender 1,5 l/ha Folpan zumischen. Alternativ kann auch Amistar Max mit 1,5 l/ha (Wirkstoff Folpet und Azoxystrobin) + Pecari mit 0,5 l/ha zum Einsatz kommen.
Mehr Mehltau in Triticale
Für die Triticale gelten grundsätzlich die Informationen aus dem Weizen (außer Septoria tritici). In Triticale-Beständen ist nach wie vor ein stärkerer Befall mit Mehltau zu beobachten. Zudem sind Gelbrost, Rhynchosporium und vereinzelt auch Braunrost zu finden. Für eine breite Absicherung ab BBCH 32/33 empfiehlt sich Input Triple mit 1 bis 1,2 l/ha (stärker Mehltau), Unix + Pecari mit jeweils 0,5 l/ha (weniger Mehltau) oder Prothioconazol mit 150 g/ha + Azoxystrobin mit 125 g/ha (ohne Mehltau).
Krankheitssituation im Roggen
Im Roggen kann örtlich immer noch Rhynchosporium auftreten, was aus den zahlreichen Niederschlägen resultiert. Gegen Rhynchosporium im Roggen empfiehlt sich Prothioconazol mit 150 bis 175 g/ha. Hinzukommend hat ein Ausgangsbefall mit Braunrost (wie im Weizen) immer noch große Bedeutung. Die wärmeren Tage um den Monatswechsel in der vergangenen Woche mit Temperaturen von über 25 °C boten optimales Braunrostwetter.
Hier sollte man bei einem Ausgangsbefall ab BBCH 33 eine Applikation mit 1 bis 1,5 l/ha Pronto Plus, 200 g/ha Tebuconazol oder bei gleichzeitigem Auftreten von Rhynchosporium 125 bis 150 g/ha Prothioconazol + 125 bis 150 g/ha Tebuconazol oder 175 g/ha Azoxystrobin einplanen.
Läuse im Sommergetreide
Anbauer von Sommergetreide sollten ihre Bestände auf Läusebesatz kontrollieren. Hier ist aktuell eine Virusübertragung durch die Blattläuse möglich. Sofern 10 % der Pflanzen Läusebesatz aufweisen, sollte eine Insektizidmaßnahme mit einem Pyrethroid, z. B. Karate Zeon (75 ml/ha), erfolgen.
Sofern hier bereits eine Insektizidmaßnahme erfolgt ist, ist keine weitere Maßnahme notwendig.
Getreidehähnchen beachten
Aktuell sind zum Teil zwar Käfer des Getreidehähnchens im Getreide zu finden, jedoch ist eine Insektizidmaßnahme, die sich gegen die Larven richtet, in der Regel noch nicht erforderlich. Am häufigsten besiedelt werden Weizen, Hafer und Sommergerste. Eine gezielte chemische Bekämpfung ist nur zu empfehlen, wenn der folgende Bekämpfungsrichtwert überschritten wird: 1 Larve je Fahnenblatt in BBCH 39 bis 59 (Fahnenblatt voll entwickelt – Ende Ähren-/Rispenschieben)
Gegen Getreidehähnchen sind nur Insektizide aus der Wirkstoffgruppe der Pyrethroide (Indikation: Getreidehähnchen oder beißende Insekten) zugelassen.
Läuse im Wintergetreide
Aktuell werden vielerorts im Wintergetreide Blattläuse gefunden. Die Gefahr der Virusübertragung ist im Wintergetreide jetzt zu vernachlässigen. Blattläuse können ab dem Ährenschieben aber Saugschäden verursachen. Die weitere Entwicklung ist abzuwarten. Aktuell sind im Wintergetreide keine Insektizidmaßnahmen gegen Blattläuse erforderlich.