Milchviehhaltung
Homöopathie rund um die Kalbung
Sie heißen Arnica, Pulsatilla oder Sepia – der Einsatz von homöopathischen Heilmitteln gewinnt im Milchviehstall an Beliebtheit. Auch rund um die Geburt können Globuli und Co. unterstützen.
Alternative Heilmethoden gibt es schon lange. Aktuell rücken sie immer mehr in den Fokus bei der Behandlung von Tieren. Auch in der Milchviehhaltung steigt zunehmend der gesellschaftliche Druck, die Nutzung von Antibiotika zu reduzieren. Ein gutes Einsatzgebiet für die Homöopathie ist der geburtsnahe Zeitraum.
Beim Nutztier müssen die arzneimittelrechtlichen Vorgaben zum Einsatz am lebensmittelliefernden Tier eingehalten werden: Es dürfen entweder nur für diese Tierart registrierte Homöopathika Einsatz finden und diese auch nur in der vorgeschriebenen Dosierung und Häufigkeit. Oder es müssen in der Apotheke erworbene Globuli/Tropfenlösungen vom Tierarzt verordnet sein, bevor sie genutzt werden dürfen. Homöopathische Behandlungen müssen – wie jede andere auch – schriftlich dokumentiert werden.
Gute Vorbereitung
Voraussetzung für eine störungsfreie Geburt sind optimal in ihrer Kondition gefütterte Rinder und Kühe. Deren Body Condition Score (BCS) darf nicht zu niedrig sein, da dann oft die erforderliche Energie für Geburtsarbeit und nachfolgende Milchproduktion fehlt.
Die Körperfettgehalte dürfen auch nicht zu hoch sein, da sich durch die Verfettung der Geburtswege Abkalbungen verlängern können. Zudem besteht eine erhöhte Gefährdung für Stoffwechselstörungen wie Calciummangel (Gebärparese) und Ketose. Der optimale BCS liegt zur Abkalbung bei maximal 3,75. Bei Rindern sollte ein etwas geringerer Wert angepeilt werden.
Liegen einzelne Tiere weit über den errechneten Geburtstermin oder wird aufgrund des Bullen ein schweres Kalb erwartet, kann bereits vor der Geburt Unterstützung mit Homöopathie geleistet werden:
- Pulsatilla regt die Gebärmutter an, unter der Geburt regelmäßige und effektive Wehen zu produzieren. Es kann zu diesem Zwecke auch einige Tage vor der Geburt jeweils einmal täglich verabreicht werden, ohne das eine vorzeitige Geburt ausgelöst wird. Empfohlen wird eine Potenz von C 30 oder C 200, vor allem bei Rindern, da diese Potenz in ihrer Wirkung sowohl an der Gebärmutter ansetzt als auch psychische Ursachen für Wehenschwäche wie Stress oder Angst lindern kann.
- Caulophyllum bewirkt eine Lockerung der Geburtswege, eine leichtere Öffnung des Muttermundes sowie ebenfalls eine Harmonisierung der Wehentätigkeit – es wird deshalb auch als das „homöopathisches Oxytocin“ bezeichnet. Auch dieses Mittel kann bereits Tage vor der Geburt je einmal täglich gegeben werden: Hier in einer Potenz von C 30 oder C 200.
Begleitung beim Abkalben
Zur Geburt sollte die Möglichkeit bestehen, die werdende Mutter unter Sichtkontakt zur Herde im separaten Abkalbebereich abzutrennen. Dem instinktiven Bedürfnis, sich zur Geburt von der Herde abzusondern, sollte Rechnung getragen werden. Allein mit dieser Maßnahme lassen sich einige Geburtsverzögerungen verhindern. Neben den beiden bereits genannten Arzneimitteln eignen sich zur Unterstützung der Geburt folgende Mittel:
- Sepia C 30/C 200 ist besonders für ältere Kühe wirksam, die schon mehrere Geburten hinter sich haben. Diese Tiere neigen bereits vor der Kalbung zu Scheidenvorfällen und nach der Geburt des Kalbes besteht bei ihnen ein höheres Risiko für Gebärmuttererkrankungen, da ihr Gewebe „ausgeleiert“ erscheint.
In der Phase danach
Nach Schwergeburten oder verstärkter Geburtshilfe sollte eine einmalige Gabe von Arnica C 30/C 200 nicht fehlen – sowohl für das Kalb als auch für die Mutter. Dieses Mittel lindert Geburtsschmerzen durch Quetschungen, regt Blutergüsse zum schnelleren Resorbieren an und wirkt abschwellend und leicht schmerzstillend.
Zur Verabreichung homöopathischer Mittel im Rinderbereich hat sich die „Sprühflaschen-Variante“ bewährt. Homöopathische Mittel werden mit Wasser verdünnt und mittels Sprühflasche in die Nasenlöcher, auf das Maul oder bei Bedarf auch in die Scheide gesprüht. Doch was sollte noch beachtet werden?
Für das Anmischen gelten folgende Vorgaben: Etwa 20 Globuli bei Niedrigpotenzen (D/C 6–D/C 15) bzw. fünf bis acht Globuli bei höheren Potenzen in 250 ml Wasser anrühren und das Ganze mit einem kleinen Schluck Schnaps (zum Konservieren) vermischen. Zwei Sprühstoße sind ausreichend und wirksam.Globuli sollten nicht mit den Fingern verabreicht werden, da sich sonst der aufgetragene Wirkstoff abreibt und nicht beim Tier ankommt.
Müssen nur wenige Tiere oder ein Tier ein Arzneimittel erhalten, kann dieses auch in einer kleinen Spritze mit etwas Wasser aufgelöst und in die Scheide gegeben werden.Eine Gruppenbehandlung ist über die Gabe von Mitteln in das Wasser der Tränkebecken möglich.
Nach einem Dammschnitt kann neben Arnica das Arzneimittel Staphisagria zur Heilung von Schnittwunden hilfreich sein. Sind Risse an den Schamlippen oder in der Scheide aufgetreten, zeigt neben Arnica das Mittel Calendula gute Erfolge, um die Heilung der Wundoberflächen zu fördern. In beiden Fällen kann zudem Bellis perennis die Schmerzen lindern.
Zur Unterstützung der Gebärmutterreinigung können eine Kombination aus Pulsatilla und Sepia gute Dienste leisten. Wird die Nachgeburt nach maximal zwölf Stunden nicht ausgestoßen, sollte mehrmals hintereinander Sabina C 30 verabreicht werden, um die Nachwehen zu fördern.
Bleibt die Nachgeburt trotzdem hängen, sollte nicht mit Gewalt an ihr gezogen werden. Es reicht, herabhängende Teile zu entfernen und das Muttertier weiter mit Sabina, hier in Kombination mit Lachesis C 30/C 200 und Pyrogenium C 30 zur Vorbeugung von fieberhaften Verläufen, zu behandeln.
Die Fresslust der abgekalbten Tiere gilt es, aufmerksam zu überwachen. Bei Störungen der Futteraufnahme oder mangelnder Pansenfüllung ist an Nux vomica und Flor de piedra/Carduus marianus zu denken.
Hat die Kuh unter der Geburt viel Blut verloren oder hat sie wenig Wasser nach der Kalbung gesoffen, ist China C 30 das Mittel der Wahl. Dieses hilft, einen schnelleren Kräfteaufbau nach Flüssigkeitsverlust anzuregen.
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