Die Grundfläche für einen neuen Stall war schon abgesteckt und ausgekoffert, als Marianne und Klaus Albersmeier ihren ehemaligen Praktikanten Keneth Agaba im Südwesten Ugandas besuchten. Anfang des Jahres waren die Schweinemäster aus Lippetal-Hüttinghausen für zwei Wochen in Uganda unterwegs.
In der ersten Woche reisten sie mit der Young Farmers Federation of Uganda (UNYFA) und anderen deutschen Gastfamilien durch das Land. In der zweiten Woche wohnten sie im Haus des 36-Jährigen. Im vergangenen Jahr war der zweifache Familienvater drei Monate bei den Albersmeiers zu Gast. Im Rahmen des Austauschprogramms der Schorlemer Stiftung lebte und arbeitete er auf dem Betrieb im Kreis Soest.
Mit Ruhe und Rücksprache
„In den drei Monaten in Deutschland hat Keneth sehr viel an Wissen aufgesogen“, erinnert sich Marianne Albersmeier. Stolz präsentierte er dem Ehepaar erste Pilze, die er in einer dunklen Holzkammer und in Plastikbeuteln zieht. Die Idee nahm er von der Pilzzucht der Familie Löer in Anröchte mit. Die hatten sie damals gemeinsam besucht.
Auch Zuckerrüben und Raps aus Deutschland baut er versuchsweise an. „Der Winterraps wuchs, blühte aber nicht. Der Kältereiz fehlte“, beschreibt Marianne Albersmeier.
Doch vor allem die Schweinehaltung will Agaba ausbauen. Zurzeit hält er ein paar Ziegen, ein paar Schweine und züchtet Fische in einem Teich. Hinzu kommt der Anbau von Bananen, Tee und Kaffee – ein für den tropischen Südwesten Ugandas typischer Gemischtbetrieb. Aktuell stehen die Schweine in einem Holzverschlag. Mittelfristig möchte er 30 Schweine aufstallen. Er will nicht nur mästen, sondern auch Sauen halten. Für den Stallbau steht er im intensiven Austausch mit Klaus Albersmeier.
Dieser hat für ihn einen Plan gezeichnet mit acht Mast- und drei Abferkelbuchten. Die Mastbuchten mit Längstrog sind 2,50 m breit und 5 m. So haben die Tiere einen festen Fress-, Liege- und Kotbereich. Außerdem hätte der Stall so einen Futtergang. Zum Füttern bräuchte Agaba die Bucht nicht betreten.
Aus hygienischen Gründen rät Klaus Albersmeier ihm zu einer betonierten Bodenplatte. Als Einstreu dienen in der getreidelosen Region Gras und große Blätter. „Als Beschäftigungsmaterial bieten sich Schalen aus der Kaffeeproduktion an“, ergänzt Klaus Albersmeier. Mit diesem Plan braucht der ugandische Farmer nur etwa zwei Drittel der schon ausgekofferten Fläche und hätte Platz, sich irgendwann zu erweitern.
Klaus Albersmeier rät seinem ehemaligen Praktikanten zu einem eigenen Eber. „Zunächst wollte er ihn aus der Nachbarschaft leihen. Das ist aber nicht besonders hygienisch“, sagt er. Agaba füttert zurzeit seine Schweine mit Resten aus der Küche und einem Maismehl aus dem Handel. „Dessen Qualität ist dürftig“, sagt Klaus Albersmeier. Mittlerweile kocht Agaba aber schon die Kartoffeln, bevor er sie verfüttert.
Zusammen mit einem Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer NRW hat Klaus Albersmeier eine passende Futterration berechnet. Sie besteht aus Körnermais, Sojabohne, Yamswurzel, Kartoffel und Luzerne als Rohprotein. „Das könnte 400 bis 500 g Zuwachs am Tag bringen“, schätzt Klaus Albersmeier. Es sind alles Zutaten, die vor Ort wachsen und sich dort auch mörsern lassen. So bliebe die Wertschöpfung im Dorf.
„Kleine Impulse können viel bewirken“, sagt der Landwirt aus der Soester Börde. Woran aber manche Projekte scheitern, ist die Finanzierung. „Das Aufnehmen von Geld ist schwierig. Die Zinssätze für Kredite liegen im hohen zweistelligen Bereich und sie haben eine Laufzeit von unter einem Jahr“, skizziert Klaus Albersmeier.
Kaum Strom und wenig Licht
Im Gegensatz zu den meisten Nachbarn besitzt Agaba ein Steinhaus und keine Holzhütte. „Die Küche hatte weder Strom noch Licht. In einem offenen Feuer schwelte ein Holzstück. Darauf wurde gekocht“, erzählt Marianne Albersmeier und ergänzt:
„Man wird demütig, wenn man diesen Lebensstandard sieht.“ Als Gäste durften sie im Ehebett der Familie schlafen.
Auf Dauer möchte Agaba seine Erfahrungen an andere junge Landwirte weitergeben. Mit einem Freund plant er ein Schulungszentrum für die Region. „Es soll den jungen Menschen auf dem Land eine Perspektive bieten, denn die Landflucht ist ein großes Problem“, sagt Marianne Albersmeier.
Auf ihrer Tour durch Uganda haben die Albersmeiers auch kurz ihren zweiten Praktikanten Joseph Yiga besucht. „Während Keneth mehr in sich ruht, ist Joseph ein Springinsfeld“, beschreibt Marianne Albersmeier. Sofort nach seiner Rückkehr aus Deutschland begann er, einen neuen Stall zu bauen. Mittlerweile ist der Bau fast fertig.
„Er hat die Tröge mittig gesetzt und hat keinen Futtergang. Jetzt muss er immer in die Bucht gehen“, sagt Klaus Albersmeier. Manchmal gibt es dann doch Verständnisprobleme. Trotzdem sind sie begeistert vom dem Austauschprogramm. Mitte April kommt der nächste Gast aus Uganda nach Hüttinghausen.
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