Ammoniak, Staub, Feuchtigkeit, wechselnde Temperaturen, Schadnager – die Bedingungen im Schweinestall stellen hohe Anforderungen an die Technik. Vor allem die Elektrik ist anfällig, wie Schweinehalter wissen. Öfter mal fliegen Sicherungen oder der FI-Schutzschalter raus, blockieren Ventilatoren oder bocken Förderschnecken.
Bei einem größeren Schaden, beispielsweise durch einen Lüftungsausfall, kann der Landwirt ein Problem bekommen, wenn ein Hobbyelektriker die Strippen gezogen hat. Denn die einschlägigen DIN- und VDE-Vorgaben schreiben die Installation durch eine Elektrofachkraft vor. Das prüfen auch die Versicherungen im Schadensfall.
Passt der FI-Schalter?
Doch auch wenn Fachleute am Werk waren, können Schäden auftreten. „Den Landwirt trifft aus Sicht der Versicherung kein Verschulden, wenn er einen Elektrofachbetrieb beauftragt hat“, bekräftigt Andreas Stärk. Der Geschäftsführer der ISW-Versicherungs-makler GmbH weiß aus diversen Schadensfällen bei seinen Kunden, wo die kritischen Punkte der Elektrik liegen.
Die Lüftung benötigt einen eigenen Stromkreis. Ist sie zusammen mit der Beleuchtung angeschlossen, fällt beides aus, wenn beispielsweise bei der Reinigung eines Abteils Feuchtigkeit in die Fassung der Neonröhren eindringt.
Der FI-Schutzschalter muss auf die Lüftung ausgelegt sein, damit er sicher auslöst. FI-Schutzschalter für Lüftungsanlagen müssen selektiv oder zeitverzögert arbeiten.
Bei Einbau eines Frequenzumrichters reicht ein normaler FI-Schalter nicht. Stattdessen muss ein allstromsensitiver FI-Schalter des Typs B installiert werden. Darauf muss man bei der Nachrüstung von Ventilatoren achten.
Auch in alten Ställen gelten die Grundsätze der Elektroinstallation. Leitungsquerschnitte, Verteilung und Schutzschalter müssen den aktuellen Standards entsprechen. Im Extrem ist eine grundlegende Sanierung erforderlich.
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Ein besonderes Kapitel sind Pachtställe, die der Schweinehalter nicht ständig im Blick hat. Lüftung und Fütterung funktionieren meistens. Aber die Elektroinstallation ist selten auf modernem Stand. Der Verpächter hat meistens kein Interesse, die Elektroanlage auf Vordermann zu bringen. Der Pächter kann sich nicht auf Unwissenheit berufen, wenn er den maroden Zustand akzeptiert hat.
Alarmanlage zuverlässig?
Neben mangelhafter Elektroinstallation ist die Zuverlässigkeit der Alarmanlage der zweite große Knackpunkt. Diese muss netzunabhängig arbeiten, damit der Landwirt den Ausfall der Lüftung bemerkt. Bei entfernt liegenden Ställen reicht ein Signalhorn nicht. Hier ist eine Alarmmeldung ans Handy erforderlich. Versicherungsfachmann Stärk skizziert einige typische Problemzonen in Schadensfällen:
Die Alarmanlage wird an den Stromkreislauf der Lüftung mit angeklemmt. Bei Stromstörung kann sie nicht reagieren.
Damit die Alarmanlage auch bei Stromausfall funktioniert, sind neuere Modelle mit einem Akku ausgestattet. Doch wenn dieser leer ist, geht der Anruf nicht raus. Deshalb muss der Akku alle zwei Jahre erneuert werden.
Alarmanlagen mit GSM-Modul können nur anrufen, wenn die SIM-Karte Guthaben hat. Bei Prepaidkarten empfiehlt es sich, eine automatische Aufladefunktion zu buchen.
Bedienfehler können die Alarmierung verhindern, wenn beispielsweise die hohe Übertemperaturgrenze aus dem Sommer im Winter nicht abgesenkt wird. In einem anderen Schadensfall steuerte ein Lüftungscomputer mehrere Abteile. Nach dem Ausstallen der letzten Tiere stellte der Landwirt die Lüftung im falschen Abteil aus.
Stroh im Stall
Seit Beschäftigungsfutter vorgeschrieben ist, haben Heu und Stroh wieder Einzug gehalten in Schweineställe. Werden nur einzelne Ballen im Stall gelagert, ist das kein Problem. Aber größere Mengen müssen der Versicherung angezeigt werden. Als Mindestabstand vom Strohlager zu Gebäuden sind 25 m gefordert – bei brennbaren Wänden oder weicher Bedachung sogar 50 m. Damit scheidet das offene Vordach als Lagerstätte aus. Im Stall muss ein Abstand von 1 m vom Wärmestrahler zu Boden, Wand und Decke gewahrt werden.
Mit E-Check auf der sicheren Seite
Havarien durch Lüftungsausfall oder Feuer sind ein Schock für Landwirte, der Anblick der verendeten Tiere nur schwer zu ertragen. Der zweite Schock kann folgen, wenn mangelhafte Elektroinstallation, heißgelaufene Ventilatoren, Ausfall der Alarmanlage oder zu schwache Schutzschalter die Ursache sind. Mögliche Folge: Die Versicherung übernimmt nur einen Teil des Schadens.
„Versicherer reagieren zunehmend sensibel auf Lüftungsausfälle und lassen die Ursache eher durch einen technischen Sachverständigen ermitteln“, ist die Erfahrung von Harald Frilling. „Findet der Gutachter Mängel, hat der Versicherer etwas in der Hand, um den Schadensausgleich zu kürzen“, weiß der Geschäftsführer der ISW-Versicherungsmakler GmbH. „Bei Bränden ist in 90 % der Fälle die elektrische Anlage Auslöser, wenn Schweißen, Heu, Stroh oder Brandstiftung ausgeschlossen werden können“, ergänzt Prokurist Philipp Bünger.
Damit Schäden möglichst glatt bei den Versicherungen durchgehen, empfehlen die ISW-Versicherungsmakler ihren Kunden den regelmäßigen Check ihrer elektrische Anlagen und Betriebsmittel. Auch die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft schreibt eine Prüfung auf ordnungsgemäßen Zustand im Abstand von vier Jahren vor. Manche Versicherer legen kürzere Intervalle fest. „Wenn der Landwirt das Kleingedruckte nicht gelesen hat, hat die Versicherung im Schadensfall einen langen Hebel“, weiß Philipp Bünger.
Den E-Check kann der Hofelektriker erledigen oder beispielsweise die Fachfirma, die die Lüftung installiert hat. Damit der E-Check im Schadensfall dokumentiert ist, haben die ISW-Versicherungsmakler sich mit den Versicherern auf einen vereinfachten Nachweis verständigt. Dabei wird nicht zwingend ein E-Check mit Dokumentation von Messergebnissen und dergleichen gefordert. Es reicht aus, wenn der ordnungsgemäße Zustand geprüft und bestätigt wird.
Zusätzlich haben die Makler die häufigsten Fehlerquellen in Merkblättern für ihre Kunden zusammengefasst. „Wir sprechen unsere Landwirte darauf an, wie sie das Risiko für ihren Betrieb senken können“, erklärt Harald Frilling. „Damit stressige Diskussionen über eine Quotelung der Schadenshöhe erst gar nicht aufkommen.
Generalsanierung der Elektrik
„Eine gute Idee“, kommentiert Thomas Gardewin die Vorsorge-Initiative der ISW-Versicherungsmakler. Denn der Mäster aus dem niedersächsischen Molbergen kennt Chaos bei der Elektroinstallation nur zu gut. „In unserem gewachsenen Betrieb, den ich von meinem Onkel übernommen habe, waren mindestens zehn Elektriker am Werk“, erinnert sich der Landwirt. Das war ihm zu unsicher, sodass er vor zehn Jahren eine Lüftungsfachfirma mit der Generalüberholung beauftragte.
Alle Kabel wurden neu gelegt, Unterverteilungen eingerichtet, Energiesparlüfter mitsamt Frequenzumrichtern nachgerüstet. Innerhalb von drei Jahren brachte er so Abteil für Abteil seiner Altgebäude auf den neuesten Stand. „Die Elektroinstallation dort steht der in meinem neuen Stall in nichts nach“, lacht der Mäster zufrieden. An die Merkblätter der ISW kann er einen Haken machen.
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