Wie beim konventionellen Milchpreis gab es auch für Biomilch im vergangenen Jahr mehr Geld. Biomilcherzeuger mit einer Jahresanlieferung von 300 000 kg Milch mit 4,13 % Fett und 3,32 % Eiweiß haben im Schnitt rund 48,60 Cent/kg erhalten – ein Preissprung von mehr als 2 Cent/kg im Vergleich zum Vorjahr.
So das Ergebnis des Wochenblatt-Milchpreisvergleichs. Bei diesem wurden die Preise von sechs Molkereien ermittelt, die Milch von Ökobetrieben in NRW abholen und verarbeiten. Die durchschnittlichen Erzeugerpreise, die von diesen Milchwerken gezahlt werden, sind in der Übersicht dargestellt. Die Preise haben wir nach den gleichen Spielregeln wie im konventionellen Bereich ermittelt.
Wie so oft zeigte sich auch 2021 das Auszahlungsniveau der Unternehmen mit Biomilch recht unterschiedlich. So liegt die Differenz zwischen dem besten Milchpreis und dem Schlusslicht bei mehr als 4 Cent/kg.
2,27 Cent/kg Zuschlag
Das höchste Milchgeld zahlte 2021 Söbbeke. Die Privatmolkerei mit Sitz in Gronau-Epe unterscheidet zwischen sogenannter Demeter- und Biolandmilch. Wie das Unternehmen meldet, werden 12 % der Anlieferungsmilch in Demeterqualität geliefert. Wer nach den Demeter-Richtlinien wirtschaftet, bekommt seine Milch mit zusätzlich 2,27 Cent/kg vergütet. Die restliche Milch, die bei Söbbeke landet, ist in Bioland-Qualität. Diese Lieferanten erhielten im Schnitt 48,89 Cent/kg und befinden sich somit in unserer Rangierung gut im oberen Mittelfeld.
Bio-MEG liefert nach Moers
Auf dem zweiten Platz landet die Bio-Milcherzeugergemeinschaft (Bio-MEG) der Mittelgebirgsbauern. Die dazugehörende Abnehmermolkerei war die Bayrische Milchindustrie eG (BMI) – die Betonung liegt auf „war“: Denn seit dem 1. Januar dieses Jahres beliefert die Bio-MEG die Molkerei Gropper. Nach eigenen Angaben geht die Milch der Liefergemeinschaft (rund 40 Mio. kg) nun komplett an den Standort in Moers. Neuer Abnehmer ist somit die Moers Frischeprodukte GmbH, die nun zusätzlich im Biomilch-Segment unterwegs ist.
Stark zeigen sich ebenfalls die Upländer Bauernmolkerei (48,07 Cent/kg) und Arla. Im Vergleich zum Vorjahr zahlte die skandinavische Genossenschaft für Biomilch knapp 2,80 Cent/kg mehr. In Usseln, am Standort der Upländer-Molkerei, läuft es rund. Ende 2021 ging das für 20 Mio. € neu errichtete Produktionsgebäude an den Start. Somit konnte der Biomilchspezialist seine Kapazität von 40 auf 60 Mio. kg erweitern. In der neuen Produktionsanlage wird die Biomilch der Usselner sowohl in der bewährten Kartonverpackung als auch in der Mehrweg-Glasflasche abgefüllt.
Einen ordentlichen „Sprung“ machte zudem der Auszahlungspreis von FrieslandCampina. Ganze 2,50 Cent/kg mehr erhielten Biomilch-Lieferanten im vergangenen Jahr. Im Schnitt zahlte der Molkereiriese 47,17 Cent/kg.
Bescheiden dagegen die Erzeugererlöse von ten Dam. Unser Musterbetrieb erhielt weniger als 47 Cent/kg. Das niederländische Milchwerk, das Biomilch als Käse unter der Marke Aurora vermarktet, markiert somit das Schlusslicht unserer Tabelle.
Preisvorsprung schwindet
Um mit Biomilch erfolgreich zu sein, benötigen ökologisch wirtschaftende Milchviehbetriebe im Schnitt mindestens 10 Cent/kg mehr als ihre konventionell arbeitenden Berufskollegen. 2021 war dieser Preisvorsprung noch gegeben. Aktuell sieht die Situation ganz anders aus. Denn die Auszahlungspreise für konventionelle Milch steigen schneller als die für Biomilch. Laut Bioland halbierte sich dieser Abstand innerhalb von einem Jahr. Bundesweit betrug er im April 2022 gerade noch 7 Cent/kg. Das sorgt die Biomilchbauern!
Hinzu kommt, dass es Biomilchbetrieben oftmals nicht gelingt, trotz stabilem Milchpreis ihre Vollkosten zu decken. Die Effekte der momentan explodierenden Produktionskosten belasten Biobauern und konventionelle Milcherzeuger gleichermaßen. Mit dem Unterschied, dass sich die höheren Futter- und Energiekosten in der Biomilcherzeugung anders verteilen. Schließlich sind die Erträge geringer – sprich die Milchleistung.
Bleibt zu hoffen, dass die Biomilchpreise weiter „mitziehen“ und nicht vom konventionellen Milchpreis überholt werden. Die Auswirkungen eines solchen Szenarios wären gravierend.
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