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Blick ins Land

Kitz gefunden – was nun?

Ein leises Rufen dringt aus dem Feld. Dann tauchen rehbraune Augen auf: ein Kitz – und nun? Wildtierexperte Hermann Carl aus Monschau, Städteregion A achen, gibt Tipps.

 (Bildquelle: privat)
Zur Aufzucht von Kitzen bedarf es weit mehr, als ihnen einfach nur Milch zu geben. Deshalb sollte diese Arbeit den Profis überlassen werden, weiß Wildtierexperte Hermann Carl.(Bildquelle: privat)

Frage:

Herr Carl, stellen Sie sich vor, jemand findet ein einsames Reh in der Wildnis. Was raten Sie der Person?

Antwort:

Als allererstes gilt: liegen lassen! Aneignen dürfen Sie sich das Kitz ohnehin nicht. Das ist dem Jagdpächter vorbehalten. Rehe haben in den ersten 14 Tagen ihres Lebens ein Duckverhalten. Das bedeutet, sie legen sich ganz platt auf die Erde, wenn jemand auf sie zukommt – ganz egal ob Tier, Mensch oder Traktor. Erst nach zwei Wochen fangen die Kitze an, mit ihrer Mutter zu laufen. Daher ist es ganz normal, dass ein Kitz mal allein herumliegt. Tun sollten Sie nur etwas, wenn das Tier sich auffällig verhält.

Frage:

Und wie sähe so ein auffälliges Verhalten von Kitzen aus?

Antwort:

Auffällig wäre, wenn das Kitz laut schreien würde. Dass sich Kitze mit leisem Fiepen unterhalten, ist normal, aber wenn die Tiere laut schreien, ist wahrscheinlich etwas im Busch – schließlich setzen sie sich so der Gefahr aus, auch Füchse und andere Feinde anzulocken. Außerdem müsste man die Augen offenhalten, wenn in der Nähe ein Verkehrsunfall mit einer Ricke stattgefunden hat oder aber, wenn eine Sturzgeburt beobachtet wurde.

Frage:

Wie verhalte ich mich den Tieren gegenüber, falls einer dieser Fälle eingetreten ist?

Antwort:

Erst mal gilt es, Abstand zu bewahren und abzuwarten. Kitze können auch einige Zeit ohne ihre Mutter auskommen. Deshalb sollte zunächst sichergestellt sein, dass die Ricke nicht zurückkehrt. Wenn ich ein Tier finde, schaue ich im Abstand von einigen Stunden bei ihm vorbei. Zwischendurch sollte man der Ricke Zeit geben, zu ihrem Kitz zurückzukehren. Außerdem hinterlässt man bei jedem Kontrollbesuch neue Fährten.

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Auf keinen Fall sollte der Finder die Jungen anfassen. Unsere Hautschuppen und Fette an den Händen übertragen den menschlichen Geruch auf die Kitze. Haftet dieser an ihnen, kann die Mutter-Kind-Bindung gefährdet werden. Im schlimmsten Fall könnte das bedeuten, dass die Ricke ihre Kinder zurücklässt.

Frage:

Also könnte man die Kitze durch B erührungen selbst gefährden?

Antwort:

Ja, und nicht nur die: Auch die R icke kann darunter leiden, wenn sie ihre Kitze verliert. Dadurch, dass sie ihre Milch nicht loswird, kann sie zum Beispiel an Milchfieber erkranken und daran sogar verenden. Deshalb sollte man den Gedanken von "Oh, da ist ein süßes Rehkitz und ich will helfen" immer erst hinten anstellen, rational handeln – und Hilfe holen.

Frage:

Welche Fachleute sind bei einem Kitzfund denn zuständig?

Antwort:

Finder sollten immer den zuständigen Jäger oder die örtliche Polizei kontaktieren. Diese können dann selbst handeln. Viele Regionen haben Auffangstationen für Wildtiere, bei denen Experten für bestimmte Tiere aufgeführt sind, so wie ich bei der Städteregion A achen. Wer Tipps sucht, kann sich auch an die entsprechende Auffangstation wenden.

MuN

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