Der Klimawandel lässt grüßen: Obstklassiker wie Apfelbaum und Himbeerhecke bekommen in immer mehr Gärten Gesellschaft von Südfrüchten. Das betrifft längst nicht mehr nur Gebiete mit Weinbauklima. Mit der richtigen Sorten- und Standortwahl ist auch in westfälischen Gärten einiges möglich.
Standort ist das A und O
Einen ersten Anhaltspunkt, welche Pflanze wo funktioniert, liefert die Winterhärtezone. Diese gibt an, welcher der unterste Temperaturbereich ist, den die Pflanze im Winter im Freiland ziemlich sicher überlebt. Bei Gehölzen steht das in der Regel auf dem Etikett.
Genauso wichtig ist laut Lukas Mackle von der Gartenakademie Rheinland-Pfalz das Lokalklima. So sollte für Südfrüchte immer ein windgeschützter Südhang, eine nach Süden ausgerichtete Hauswand oder ein sonniger Innenhof gewählt werden.
Zu bedenken ist auch, dass Südfrüchte aus Zonen mit deutlich mehr Sonnenstunden stammen. Unter dem Strich bleibt daher das Risiko, dass sie bei uns in kühleren und weniger sonnigen Jahren nicht vollständig ausreifen oder nicht die erhoffte Süße erzielen.
Zwei Kandidaten, die am passenden Fleck dennoch für den Anbau als Freilandkultur bei uns infrage kommen, sind Feige und Kaki.
Feige – zwei Ernten möglich
Die Echte Feige (Ficus carica) wird vor allem am Mittelmeer angebaut. „Einfach eine Feige aus dem Italien- oder Türkei-Urlaub mitzubringen, ist jedoch keine gute Idee“, warnt Lukas Mackle. Denn nicht jede Feigensorte fruchtet nördlich der Alpen. Feigen des Smyrna-Typs beispielsweise sind auf die Befruchtung durch die Feigengallwespe angewiesen. Für den Anbau bei uns sind nur selbstfruchtende Sorten geeignet. Infrage kommen z. B. ‘Brown Turkey’, ‘Brunswick’ oder ‘Celeste’.
Mackle empfiehlt, nur in Baumschulen über Ableger angezogene Sträucher zu pflanzen. Je nach Sorte können Feigen ein- oder zweimal im Jahr Früchte tragen. Sommerfrüchte reifen am vorjährigen Holz Mitte Juli, Herbstfrüchte am Trieb des gleichen Jahres Mitte September.
Vor allem in den ersten Jahren ist ein Winterschutz mit Schilfmatten, Fichtenreisig oder Vlies angebracht. Dann können die Pflanzen bis –25 °C überstehen. In besonders strengen Wintern können auch robuste Sorten trotz Schutz zurückfrieren. Dabei geht die Feige jedoch in aller Regel nicht komplett kaputt, sondern treibt bald aus der Wurzel wieder neu aus.
Kaki – das Obst der Götter
Wenn im November kugelige, orangefarbene Früchte aus einem ansonsten blattlosen Baum leuchten, handelt es sich wahrscheinlich um Kakis (Diospyros kaki). Der Gattungsname bedeutet Götterfrucht.
Alle Kakis stecken Temperaturen von –15 °C locker weg, einzelne Sorten auch –25 °C. Für die ersten Standjahre empfiehlt Pflanzenprofi Lukas Mackle jedoch ein Vlies als Winterschutz. Die Blüte erscheint Ende Mai und ist somit kaum spätfrostgefährdet. Kakis können ohne Bestäubung Früchte bilden. Es genügt also eine einzige Pflanze. Empfehlenswert sind Sorten wie ‘Jiro’, ‘Fuyu’, ‘Hanafuju’ und ‘Rojo Brillante’.
Veredelte Bäume kommen etwa drei Jahre nach dem Pflanzen in den Ertrag. Damit Kakis wirklich reif und schmackhaft sind, sollten sie möglichst bis zum ersten Frost und darüber hinaus am Baum hängen bleiben. Unreife Früchte sind oft adstringierend. Das heißt, beim Verzehr wird der Mund pelzig und taub. Eine Nachreife im Haus ist möglich. Dafür erntet man die Kakis samt Stiel und Blattrosette und lagert sie am besten neben Äpfeln, weil diese das Reifegas Ethylen verströmen. Wem das nicht schnell genug geht, der kann die Kakis zum Abreifen auch in den Tiefkühlschrank stecken.
Kakibäume benötigen keinen regelmäßigen Schnitt. Die Endgröße beträgt bei uns etwa 5 m. Was den Boden betrifft, sind Kakis anspruchslos. Auch Krankheiten und Schädlinge sind nicht bekannt.
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