Ostersonntag, um Punkt 15.30 Uhr: Nach der Andacht wird es in Dülmen-Buldern im Kreis Coesfeld ernst. Dann treten die Junggesellen „Ost“ gegen die Junggesellen „West“ zum Hasseln an. Ihre Aufgabe ist es, eine große, runde Sperrholzscheibe, den „Hassel“, über eine vorher festgelegte Linie zu treiben und den Gegner zurückzudrängen.
Hasseln in Buldern
Beim sportlichen Schlagabtausch auf der Nottulner Straße geht es robust zur Sache. Wenn die harte Holzscheibe mit mächtigem Schwung auf das gegnerische Team zurollt, dürfen die jungen Akteure sie nur mit dem Fuß stoppen. Aber oft genug knallt der Hassel gegen Schienbein oder Knöchel. Selbst gemachte Schienbeinschoner sind erlaubt, blaue Flecken aber trotzdem keine Ausnahme.
Laut Bulderner Bürgerstammtisch basiert das Hasseln auf einem germanischen Brauch. Die Scheibe symbolisiert die Sonne. So soll das Spiel mit der Hassel den Kampf des Frühlings gegen die Mächte des Winters darstellen. Nachdem das Hasseln in den 1960er-Jahren untersagt wurde, lebt der Brauch seit dem Ende der 1970er-Jahre wieder auf. Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts spielten die Junggesellen mit Frack und Zylinder. Heute sind Jeans und T-Shirt die Kleidung der Wahl. Zuschauer sind willkommen – müssen sich aber auch vor der Hassel-Scheibe in Acht nehmen.
Krach in Hallenberg
Auch in Hallenberg am Südostrand des Sauerlandes sorgen junge Männer über Ostern für Krach. Der ortsansässige Burschenverein von 1746 trifft sich in der Osternacht kurz vor Mitternacht mit Lärminstrumenten, Kreuzen und Lampionbäumen auf dem Marktplatz. „Krachnacht“ nennen sie den Brauch. Um fünf Minuten vor zwölf erlischt die Straßenbeleuchtung. Hat die Turmuhr zur vollen Stunde geschlagen, stimmt die Gruppe auf dem Kirchplatz das Hallenberger Osterlied an. Sobald die letzte Strophe verklungen ist, gibt die Burschentrommel mit kurzen, schnellen Schlägen das Signal für den Einsatz der Lärminstrumente.
Mit ohrenbetäubendem Lärm setzt sich der Zug durch die Straßen und Gassen der Altstadt in Bewegung. Ungefähr anderthalb Stunden dauert der Umzug. Der Ursprung liegt im Dunklen. Trotz der heute verwendeten christlichen Symbole geht auch der Brauch möglicherweise auf vorchristliche germanische Riten zurück.
Wo die Osterräder rollen
Große, mit Roggenstroh gefüllte Räder stürzen am Abend des Ostersonntags im lippischen Lügde ins Tal. Der Osterräderlauf ist über die Region bekannt und steht sogar auf der Liste des Immateriellen Kulturerbes Deutschlands. Die Mitglieder des sogenannten Dechenvereins entzünden nach Einbruch der Dunkelheit das Stroh und stoßen die Räder ins Tal. Kommen sie gut im Tal an, soll es ein gutes Erntejahr geben.
In den Wochen zuvor haben Mitglieder des Dechenvereins die Eichen-Räder, alle mit einem Durchmesser von 1,70 m, gewässert. Am Ostersonntag ziehen Pferde die Osterräder auf Karren durch den Ort. Langstieliges Roggenstroh folgt auf einem weiteren Wagen. Es erzeugt extra große Flammen.
Auch in Dolberg bei Ahlen rollen Ostersonntag die Räder. Sie werden am Gründonnerstag gestopft und dann auf den Halberg gebracht. Vermutlich gehen auch die Osterräder auf einen heidnischen Brauch zurück, den Frühling zu feiern.
Osterfeuer in Arnsberg
Arnsberg im Sauerland rühmt sich mit einem der größten, wenn nicht sogar dem größten Osterfeuer der Region. Es wird am Ostersonntag auf einer Wiese neben der neugotischen Kreuzbergkapelle oberhalb der Stadt entzündet.
Einer alten Tradition folgend werden dort am Karfreitag mehr als 3000 Reisigbunde kegelförmig zu einem riesigen Stoß aufgeschichtet. Am Ostersonntag ziehen dann nach Einbruch der Dunkelheit 350 Fackelträger an den illuminierten Kreuzwegstationen vorbei zur Kapelle. Auf der Berghöhe bilden sie ein riesiges Kreuz. Unter feierlichem Geläut aller Kirchenglocken der Stadt wird der Holzstoß entzündet und Osterlieder erklingen. Ein Höhenfeuerwerk setzt den Schlusspunkt.
Schon Tage zuvor lohnt ein Gang zum historischen Maximilianbrunnen am Glockenturm in der historischen Altstadt. Mit Hunderten kunstvoll verzierten Ostereiern, Bändern und Girlanden wird er zum Osterbrunnen.
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