Humusaufbau

Neue Einkommensquelle CO2-Zertifikat?

Über zusätzlichen Humusaufbau können Landwirte klimaschädliches CO2 im Boden binden. Ist es sinnvoll, diese Leistung als CO2-Zertifikat zu verkaufen?

Dieses Interview ist zuerst erschienen in top agrar 8/2021.

Viele Unternehmen wollen künftig ­klimaneutral arbeiten. Gleichzeitig können Landwirte über den Humusaufbau im Boden klimaschädliches CO2 binden. Wie wird daraus ein ­Geschäftsmodell?

Dr. Axel Don: Über sogenannte CO2-Zertifikate. Die Idee dahinter: Der Landwirt erhöht den Humusgehalt in seinem Acker, eine Firma zertifiziert die realisierte Bindung von CO2 vor Ort, bezahlt dem Landwirt eine Prämie und verkauft die Zertifikate an die Unternehmen weiter. Auf diesem Markt herrscht derzeit Goldgräberstimmung, es ist viel Geld im Umlauf.

Das klingt nach einem guten Zu­erwerb für Landwirte, oder?

Derzeit kann ich die Landwirte nur warnen, sich vorschnell auf CO2-Zertifikate einzulassen. Sie sollten Humusaufbau in Ackerböden lieber vorantreiben, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen und die Folgen des Klimawandels abzupuffern. Als gesellschaftlicher Beitrag zum Klimaschutz wird er dagegen überschätzt.

Handelt es sich bei den Zertifikaten um Greenwashing?

Das kann man so nicht ­generell sagen. Aber nicht alle Humuszertifikate, die mit dem Label Klimaschutz werben, tragen auch tatsächlich zum Klimaschutz bei. Manche erfüllen die allgemein anerkannten Qualitätskriterien nicht. Danach muss CO2-Kompensation auf dem Acker zu­sätzlich, nachweisbar und dauerhaft sein. Außerdem darf sie nicht aus ­Verlagerungseffekten resultieren.

Welcher Humusaufbau lässt sich auf dem Acker erreichen?

Unter günstigen Bedingungen lässt sich der Gehalt um durchschnittlich 0,5% jährlich steigern. ­Besonders auf Böden mit hohem Tongehalt, die lange mit organischer...