Wochenblatt: Es ist Ende Oktober, damit dürften für dieses Jahr Wespen eigentlich kein Thema mehr sein. Trotzdem sorgt gerade die „Asiatische Hornisse“ in Imkerkreisen für Diskussionsstoff. Was ist der Grund dafür?
Christian Monier: Die Nester der Deutschen und Gemeinen Wespe sowie der einheimischen Hornisse befinden sich derzeit in der Absterbephase, somit geht die Wespensaison 2023 tatsächlich dem Ende entgegen.
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist in Europa ein „Neubürger“ und erregt die Gemüter der Imker, da diese Hornisse sich zu einem großen Teil von Honigbienen ernährt. Die aus Südostasien stammende Hornissenart wurde 2004 vermutlich mit Importwaren in Frankreich eingeschleppt. Seitdem breitet sich diese invasive Art in Europa aus. Vor neun Jahren ist sie auch in Süddeutschland angekommen – in der Nähe von Karlsruhe – und ist nun auch bei uns auf dem Vormarsch.
Hornisse auch in NRW?
Wochenblatt: Kommt die „Asiatische Hornisse“ auch schon in Nordrhein-Westfalen vor? Wenn ja, wo?
Christian Monier: Ja, im vergangenen Jahr ist die gelbfüßige Hornisse, wie diese Art auch genannt wird, in Nordrhein-Westfalen aufgetaucht. Über die Nachbarländer Belgien und die Niederlande besiedelt diese Hornissenart von Südwesten her in Richtung Nordosten NRW.
Die Großräume Aachen, Köln, Bonn, Düsseldorf, der untere Niederrhein und das Ruhrgebiet sehe ich als flächendeckend besiedelt an. Einzelne Nachweise liegen darüber hinaus aus den Kreisen Coesfeld, Steinfurt und Minden-Lübbecke vor.
Wie unterscheide ich die Hornissen?
Wie unterscheiden sich unsere heimische „Europäische Hornisse“ und die „Asiatische Hornisse“ im Aussehen?
Die „Asiatische Hornisse“ ist geringfügig kleiner als unsere einheimische Hornisse. Gut erkennen lässt sich die „neue“ Hornisse an den gelben Füßen und der schwarzen Brust. Im Vergleich dazu sind die Füße der einheimischen Hornisse (Vespa crabro) rot-braun gefärbt und die Brust weist eine rot-braune Zeichnung auf.
Lässt sich auch anhand der Nester bzw. der Neststandorte feststellen, um welche Hornissenart es sich jeweils handelt?
Christian Monier: Ja, auch hier gibt es deutliche Unterschiede. Während die einheimische Hornisse in der Regel an dunklen Orten ihr Nest anlegt und dieses Nest bis zum Ende nutzt, gründet die gelbfüßige Hornisse ihr Nest zunächst ebenfalls an einem geschützten Ort, verlässt dieses Nest dann aber in 70 % der Fälle und gründet ein neues Nest in mehr als 10 m Höhe in Bäumen. Das Nest der „Asiatischen Hornisse“ ist mit 80 cm x 100 cm deutlich größer als das der einheimischen Hornisse. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist das Einflugloch: Bei der invasiven Hornisse ist es seitlich und lediglich 2 cm groß, während es sich bei unserer Europäischen Hornisse unten am Nest befindet und etwa 20 cm groß ist.
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Hornisse entdeckt – was tun?
Was ist zu tun, wenn man „Asiatische Hornissen“ entdeckt?
Christian Monier: Nach Möglichkeit macht man ein Foto oder ein Video davon und meldet den Fund bei der Unteren Naturschutzbehörde des zuständigen Kreises. Diese Behörde ist für die Bekämpfung der invasiven Art zuständig und wird die notwendigen Schritte einleiten.
Welche Folgen hat das Vorkommen der „Asiatischen Hornisse“ für unsere Honigbienen?
Christian Monier: Insbesondere im städtischen Bereich ernährt sich die „Asiatische Hornisse“ zu mehr als 60 % von Honigbienen, wobei die Anzahl der erbeuteten Bienen nicht das Problem ist. Ein starkes Bienenvolk steckt die Verluste weg. Das Problem liegt im Jagdverhalten der „neuen“ Hornisse, die mit mehreren Tieren gleichzeitig am Flugloch der Bienen jagt. Daraufhin stellt das Bienenvolk den Flugbetrieb ein, was in der Folge aufgrund der Mangelversorgung zu schwachen Völkern und geringem Honigertrag führt.
Zudem wird befürchtet, dass die „Asiatische Hornisse“ sich negativ auf Wildbienen und andere Insekten auswirkt.
Wie kann ich meine Bienen schützen?
Welche Maßnahmen raten Sie Imkern am Bienenstand, um ihre Honigbienen zu schützen?
Christian Monier: Zunächst einmal sollten Imker ihre Völker beobachten, um das Auftauchen der neuen Hornisse frühzeitig zu bemerken und der zuständigen Behörde zu melden.
Wenn die Asiatische Hornisse da ist, gilt es sie vom Flugloch fernzuhalten. Dafür wurden in Frankreich Vorbauten aus Draht entwickelt, die der Imker vor das Einflugloch hängt und dadurch verhindert, dass das Bienenvolk den Flugbetrieb einstellt.
Auf keinen Fall sollte der Imker Insektenfallen aufstellen. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese nichts bringen. Zudem ist das Aufstellen solcher Fallen in Deutschland verboten.
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