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Wenn ein Kind ständig träumt oder trödelt, kann Eltern schon mal der Geduldsfaden reißen. Auch wenn’s schwerfällt: Besser einen Gang zurückschalten und sich um eine gewaltfreie Kommunikation bemühen.(Bildquelle: JackF/stock.adobe.com)
Blick ins Land

Bevor es eskaliert …

Ständiges Trödeln, spontanes Aufstehen vom Esstisch oder Geschwisterstreit – im Alltag mit Kindern immer gelassen zu bleiben, fällt schwer. Damit sich solche Momente nicht zuspitzen, ist eine wertschätzende Sprache der Eltern wichtig.

Jakob spielt lieber noch mit dem Auto, statt sich Schuhe und Jacke für den Kindergarten anzuziehen. Mama Julia hat es eilig, damit sie pünktlich zur Arbeit kommt. Diese und ähnliche Situationen sind den rund 30 Eltern, die sich auf Einladung der jungen Landfrauen im Kreis Coesfeld in Nottuln-Appelhülsen trafen, aus ihrem Alltag vertraut. Von "Mama-Coach" Heide Rüther erhielten sie dort Tipps, wie sie in solch angespannten Momenten Ruhe bewahren und trotz allem wertschätzend mit dem Kind zu sprechen.

Für eine gute Beziehung

Um nicht so schnell aus der Haut zu fahren, ist es wichtig, die Gründe für das eigene Verhalten und für das des Kindes zu verstehen, betonte die Expertin für Familienkommunikation. Sie veranschaulichte den Teilnehmern das Konzept der "gewaltfreien Kommunikation" nach Marshall Rosenberg. Dieses soll E ltern und Kind helfen, eine wertschätzende Beziehung aufzubauen, bei Unstimmigkeiten Verständnis füreinander herzustellen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Wer dem Kind statt zu schimpfen und es zu kritisieren seine Sichtweise erklärt, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es freiwillig kooperiert und zu Kompromissen bereit ist. Eine der Grundannahmen des Konzeptes: Alles, was wir tun, hat das Ziel, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. "Der Kern des Ganzen ist, die Gefühle und Bedürfnisse beider Seiten wahrzunehmen und zu benennen", so die Referentin. Sie verglich dies mit einer Art Detektivspiel für Eltern. Denn es sei nicht immer leicht zu erkennen, warum sich ein Kind auf eine bestimmte Weise verhalte. Für Kinder hätten die folgenden fünf Bedürfnisse e inen hohen Stellenwert: das nach Verbindung, etwa zu den Eltern, nach Spiel, Spaß und Freude, nach Sicherheit und Schutz, nach Orientierung sowie nach Autonomie und Selbstbestimmung. Drohe ein Konflikt, sollten Eltern überlegen, ob diese erfüllt sind. Vielleicht finden sich so Gründe für das Verhalten.
Perspektivwechsel: Heide Rüther rät Eltern, sich bei Konflikten in die Rolle des Kindes zu versetzen. (Bildquelle: Geuker)
Perspektivwechsel: Heide Rüther rät Eltern, sich bei Konflikten in die Rolle des Kindes zu versetzen.(Bildquelle: Geuker)

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Was lässt sich konkret tun, wenn sich die Situation anspannt – etwa weil das Kind morgens trödelt, o bwohl die Zeit drängt? "Erster Schritt: Bevor Sie mit dem Kind reden, reflektieren Sie, was bei I hnen selbst gerade abläuft", riet die Beraterin. "Gehen Sie innerlich diese vier Schritte durch."
1. Beobachten, nicht urteilen: Was sehe und höre ich? Beschreiben Sie neutral die Situation, etwa: Das Kind spielt mit einem Puzzle. 
2. Gefühle erspüren: Wie fühle ich mich? – Sie sind ungeduldig und g enervt. 
3. Das Bedürfnis benennen: Was brauche ich jetzt? – Sie möchten Kooperation vom Kind und selbst gelassen sein. 
4. Einen Wunsch formulieren: Was ist mein Ziel? Verschaffen Sie sich Klarheit darüber, was Sie möchten! – Sie möchten, dass das Kind die Jacke und die Schuhe anzieht.

Wechsel der Perspektive

Wenn Sie Ihr Ziel klar haben, wechseln Sie die Perspektive: Versetzen Sie sich in Ihr Kind. Wie könnte es sich fühlen? Überlegen Sie: 1. Was macht das Kind gerade? – Es spielt mit seinem Puzzle.
2. Welches Bedürfnis wird dadurch bei ihm gestillt? – Es möchte Spiel und Spaß sowie Ruhe, um das Puzzle zu Ende zu bringen.
3. Was braucht mein Kind, um mitmachen zu können? – Es benötigt jetzt die Jacke und die Schuhe.
4. Finden Sie gemeinsam eine Lösung, die das Bedürfnis des Kindes und Ihr Ziel erfüllt. "Wenn das Kind spielen möchte, lässt sich das Anziehen in ein kurzes Rollenoder Versteckspiel einbauen. Oft dauert dieser Weg nicht länger als Machtkämpfe, ist aber viel entspannter", machte die Fachfrau deutlich. Es gehe dabei um klare Vorgaben und elterliche Führung. "Wir Eltern setzen die Leitplanken. Was innerhalb dieser Grenzen geschieht, darf das Kind gerne mitgestalten", so ihr Tipp für mehr Miteinander statt eines Gegeneinanders.
Birgit Geuker

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