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Patrick Liste, Chefredakteur(Bildquelle: Schildmann)
Auf ein Wort

Bei Agrarimporten aus Drittstaaten genauer hinsehen

Pullover für 5 €, Kopfhörer unter 10 €: Die Angebote der chinesischen Onlineplattform "Temu" sind verlockend. Aber fast jeder weiß: Das hat seinen Preis. Vor allem für Menschen und Umwelt in den Ländern, aus denen die Produkte stammen. Und für europäische Verbraucher – weil die Billigprodukte gesundheitsschädlich oder brandgefährlich sein können.

Das hat nun auch die EU-Kommission erkannt. Sie will Billig-Portale wie "Temu" oder "Shein" einschränken. Weil Brüssel überzeugt ist, dass darüber Produkte unterhalb von EU-Standards in die EU kommen, meist sogar zollfrei. Das Durchgreifen ist richtig. Und wirft die Frage auf: Schaut die EU jetzt auch bei Agrarimporten aus Drittstaaten genauer hin? Das fordern Landwirte.
Klar ist: Deutschland und die EU importieren Agrargüter aus Nicht-EU-Ländern. Oft Produkte, die sich nicht ausreichend produzieren lassen wie Kaffee, Obst oder Futtersoja aus Brasilien. Aber auch Hähnchen sowie Getreide aus der U kraine. Und klar ist auch: Die Nicht-EU-Landwirte produzieren teils mit anderen Standards. So tauchten 2023 bei ukrainischem Weizen und brasilianischen Limetten Rückstände von Pflanzenschutzmitteln auf, die in der EU verboten sind.
Ein Aufschrei war kaum zu hören. Nichtregierungsorganisationen, die Grenzwertüberschreitungen gerne skandalisieren, blieben stumm. Vermutlich, weil es nicht vor Ort passierte. Auch Politik scheint oft wegzusehen. Es wirkt, als würde sie diese Vergehen in Kauf nehmen, weil es ihr handelspolitisch auf dem Weltmarkt um größere Dinge geht. Dieser Eindruck bestätigt sich gerade: Brüssel redet über einen "Entschädigungsfonds" für Landwirte, wenn der Mercosur-Deal mit den südamerikanischen Ländern kommt. Heißt: Geld für Europas Bauern für mögliche Wettbewerbsnachteile. Daher ist die Forderung berechtigt, Agrarimporte genauer zu prüfen.
Chinesiche Onlineportale wie "Temu" locken mit Billigangeboten. Weil einige Produkte scheinbar EU-Standards nicht einhalten, schreitet Brüssel ein. Folgerichtig wäre, auch bei Agrarimporten aus Drittstaaten genauer hinzusehen. (Bildquelle: Imago/Hanno Bode)
Chinesiche Onlineportale wie "Temu" locken mit Billigangeboten. Weil einige Produkte scheinbar EU-Standards nicht einhalten, schreitet Brüssel ein. Folgerichtig wäre, auch bei Agrarimporten aus Drittstaaten genauer hinzusehen.(Bildquelle: Imago/Hanno Bode)
Allerdings ist das nicht die ganze Wahrheit. Denn diese Fragen sind genauso wichtig:

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■ Der Außenhandel mit Drittstaaten mit Erzeugnissen der Agrar- und Ernährungswirtschaft rechnet sich für europäische Landwirte. Die EU hat 2023 einen Rekordüberschuss von 70,1 Mrd. € erzielt. Wie viel Abschottung ist da gut?
■ Die EU benötigt Importe – bei Agrar- sowie Ernährungsgütern, noch mehr bei Rohstoffen wie seltenen Erden für wichtige Zukunftstechnologien. Schaut die EU auch hier genau genug hin, wie die Produktionsbedingungen sind?
■ Das EU-Lieferkettengesetz soll Unternehmen in die Pflicht nehmen für Standards in anderen Ländern. Auch aus der Agrarbranche kam Widerstand. Wäre es besser, sie würde den Aufbau e ines praxistauglichen Systems unterstützen?
■ Der größte Anteil des Agrarhandels findet im EU-Binnenmarkt statt. Auch hier gibt es Wettbewerbsverzerrungen – obwohl alle Mitgliedstaaten das gleiche EU-Gesetz haben. Sollten hier nicht auch und zuerst gleiche Ansprüche gelten?
Fazit: Das Thema ist hochrelevant, aber auch hochkomplex. Deshalb ist es wichtig, genauer hinzusehen. Damit nicht die europäische Landwirtschaft zurückgedrängt ist und "Temu-Agrarimporte" kommen – mit Fragezeichen bei Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz.
 (Bildquelle: Wochenblatt)
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