Auf dem Land kennt und kümmert sich jeder um jeden, es gibt intakte Nachbarschaften. Wenn jemand einsam ist, wird es gesehen. So die landläufige Meinung. Doch es ist nicht immer so – zum Schmerz der Betroffenen. Das haben wir bei unseren Recherchen für den Einblick zum Thema Einsamkeit festgestellt.
Rund 14,5 % der Menschen in NRW leiden nach Angaben der Landesregierung unter Einsamkeit. Dieses Gefühl kann in jedem Alter und in jeder Lebenssituation entstehen. Zwischen Stadt und Land gibt es keinen Unterschied.
Zum Verständnis: Einsamsein ist nicht das G leiche wie Alleinsein. Alleinsein kann frei gewählt und durchaus positiv empfunden werden. Dagegen wird Einsamkeit als unangenehmes, auch schmerzhaftes Gefühl wahrgenommen, als Enttäuschung oder bittere Kälte. Die Betroffenen hätten gern mehr Kontakte oder ihnen fehlt es an intensiven, persönlichen Freundschaften, die sie in ihrem Leben bestärken.
Es ist Menschen nicht anzusehen, ob sie sich einsam fühlen, auch Personen mit vielen Bekannten können betroffen sein. Doch kaum jemand gibt zu, dass er einsam ist und sich mehr Freundschaft wünscht. Das passt nicht in unsere Zeit, in der es modern ist, über viele Termine zu stöhnen, von tollen Ausflügen zu berichten und Bilder vom bunten Leben über die sozialen Medien zu teilen.
Wenn das Gefühl von Einsamkeit zu einem unglücklichen, leidvollen Dauerzustand wird, können die Folgen enorm sein. Es senkt die Lebensqualität, kann zu Krankheiten führen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächen.
"Landwirtschaft in NRW"
Ihre wöchentliche Dosis Agrarwissen: Wir bringen auf den Punkt, was Sie als Landwirt zwischen Rhein und Weser wissen sollten - damit mehr Zeit für Ihren Betrieb bleibt. Jeden Dienstag
Deshalb ist mein Fazit aus unseren Recherchen: Jeder von uns sollte das Thema im Blick haben.
■ Einerseits kann es uns selbst treffen. Anfällig sind Lebenssituationen mit Umbrüchen, etwa wenn die Kinder das Haus verlassen, ein Umzug oder der Einstieg in die Rentenzeit ansteht, der Partner stirbt. Deshalb gilt es, sich in jedem Alter stets um persönliche Beziehungen zu bemühen, diese zu pflegen und auch neue zu knüpfen. Wenn es an Kontakten mangelt, muss man selbst aktiv werden. Ein Hobby kann helfen oder ein Ehrenamt Erfüllung bringen.
■ Andererseits ist es an uns, sensibel in das eigene Umfeld zu schauen: Wer braucht Ansprache und Stärkung? Denn Einsame kostet es oft (zu) viel Überwindung, aus ihrem Schneckenhaus zu kriechen. Aus einem gut vernetzten Bekanntenkreis ist es dagegen leichter, die eigene Komfortzone zu verlassen. Es beansprucht vergleichsweise wenig Kraft, für einen Plausch auf andere zuzugehen oder es in Gesprächen mit Bekannten nicht bei Oberflächlichkeiten zu belassen.
Diese Achtsamkeit für die Menschen in unserem Umfeld hebt die Lebensqualität aller und bereichert das Leben auf dem Land.