Kann sich Rehwild mit BTV-3 infizieren?
Wir haben dieses Jahr mehrere tote Rehkitze gefunden. Könnte das auch mit dem aktuellen Blauzungengeschehen zusammenhängen?
Rehwild ist wie alle Haus- und Wildwiederkäuer auch empfänglich für das Virus der Blauzungenkrankheit. Allgemein wird angenommen, dass die Sterblichkeit beim Rehwild gering ist. Bei den Wildtieren ist das Muffelwild am stärksten gefährdet. Untersuchungen zur Empfänglichkeit der Wildwiederkäuer für BTV-8 haben bei gesund erlegten Tieren gezeigt, dass Rotwild zu etwa 50 % Antikörper im Blut aufweist – Rehwild dagegen nur zu 1 bis 2 %. Das kann darauf hindeuten, dass das Rehwild für die übertragenden Gnitzen kein attraktiver Wirt ist und Infektionen mit BTV selten sind. Das Ergebnis kann zusätzlich aber auch dahingehend gedeutet werden, dass infizierte Rehe häufiger am Blauzungenvirus versterben und daher selten Tiere mit Antikörpern gefunden werden. Aussagekräftige wissenschaftliche Studien zum Krankheitsverlauf beim Rehwild gibt es aktuell keine. Zur Klärung im Einzelfall sollte zusammen mit dem Jagdpächter von den tot aufgefundenen Rehen oder Kitzen eine Blutprobe aus dem Brustraum entnommen werden und über das zuständige Veterinäramt zur Untersuchung auf BTV-3 eingeschickt werden. Die Kosten dafür werden von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung NRW übernommen.
Dr. Mark Holsteg,Tiergesundheitsdienst, Fachtierarzt für Rinder und Fachtierarzt für Zuchthygiene und Biotechnologie der Fortpflanzung, LWK NRWWeitere Beiträge