Landtechnik: Ende des Höhenfluges
Nach Jahren mit Rekordergebnissen und vollen Auftragsbüchern muss sich die weltweite Landtechnikbranche nun wieder an "normale" Zahlen gewöhnen. Verschiedene Hersteller haben bereits Kurzarbeit und Umsatzrückgänge angekündigt.
Die Nachfrage nach Landmaschinen ist bei Weitem nicht mehr auf dem Niveau der Vorjahre. Preisanstiege bei den Maschinen, höhere Zinsen, und schlechte Preise für Agrarprodukte, führen bei den Landwirten zu Kaufzurückhaltung.
Betroffen sind davon verschiedene Unternehmen. Krone, Fendt und Claas lassen zum Teil kurzarbeiten, Pöttinger hat bereits Mitarbeiter entlassen. Nun häufen sich die Meldungen über Umsatzrückgänge im laufenden Geschäftsjahr.
Doch ist das wirklich so dramatisch wie es klingt oder kommt eine Branche im Höhenrausch auf den Boden der Tatsachen zurück? Und profitieren Landwirtinnen und Landwirte am Ende davon, weil das zumindest vorübergehend ihre Verhandlungsposition stärkt?
Schauen wir kurz zurück: Trotz Corona und zwischenzeitlich unterbrochener Lieferketten vermeldeten die Unternehmen der Landtechnikbranche seit 2020 kontinuierlich Umsatzrekorde. Der Branchenverband VDMA-Landtechnik schrieb noch im Herbst 2023 von Umsatzsteigerungen im hohen zweistelligen Bereich. Tatsächlich lässt sich das auch an Zahlen festmachen. So hat etwa das bayerische Familienunternehmen Horsch seinen Umsatz von 2019 bis 2022 nahezu verdoppelt. Vor Journalisten sprach Christian Dreyer, einer der Geschäftsführer der Amazonen-Werke, im Herbst 2023 von einem jährlichen Umsatzwachstum zwischen 15 und 20 % in den zurückliegenden Jahren. Spitzenreiter dürfte aber der weltgrößte Landmaschinenkonzern John Deere sein. In drei Jahren stieg der Nettogewinn von 2,7 Mrd. $ (2020) auf zunächst 6 Mrd. $, dann auf 7 Mrd. $ und erreichte 2023 unglaubliche 10 Mrd. $.
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Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: Wer hat dafür bezahlt? Zum Teil sind die Umsatzsteigerungen sicher der enormen Nachfrage zuzuschreiben. Die Wahrheit ist aber auch, dass die Landmaschinenpreise aus dem Ruder laufen. Der Preisindex für Land- und Forstmaschinen stieg in Deutschland zwischen 2020 und 2023 um 28 Prozentpunkte. Allein durch Kostensteigerungen für Energie, Komponenten und Mitarbeiter ist das nicht zu erklären. Hier haben die Unternehmen mitgenommen, was ging.
Jetzt aber wendet sich das Blatt: Kuhn, Agco, CNH und auch John Deere melden für das erste Halbjahr Umsatzrückgänge im Bereich zwischen 10 und 17 %. Angesichts der Gewinne aus den vergangenen Jahren grundsätzlich kein Drama. An der Börse würde man von einer Kurskorrektur sprechen.
Für Landwirte eröffnet das Verhandlungsspielraum und könnte trotz höherer Zinsen und mäßiger Ertragslage eine Chance für wirtschaftliche Maschineninvestitionen sein.
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